User Tests: In 5 Schritten zum erfolgreichen Concept Testing
Bevor bei Finfox neue Software Features ausgerollt werden, testen wir diese vorab mit realen Nutzern auf Kundenseite. Es gilt zu validieren, ob die Navigation intuitiv und übersichtlich ist, die verwendeten Begrifflichkeiten leicht verständlich und die Customer Journeys zielführend sind. Im Folgenden zeigen wir in 5 Schritten auf, um was es beim sogenannten Concept Testing geht und wieso User Tests ein elementarer Bestandteil effizienter Softwareentwicklung sind.
💡 Unser Titelbild zeigt, wie sich KI User Tests vorstellt (generiert mit DALL-E 2).
1. Methodenauswahl
Um Kundenfeedback zur Benutzerfreundlichkeit und Funktionsfähigkeit eines neuen Features einzuholen, gibt es zahlreiche Methoden. Bei Finfox hat sich die qualitative Methode des Concept Testing als sehr effektiv erwiesen. Hierbei gilt es, ein abstraktes UX-Konzept in einen konkreten Prototyp zu überführen und anschliessend mit realen Nutzern zu testen.
2. Teilnehmer
Das Concept Testing besteht aus mehreren Sessions. In jeder Session sind drei Personen bzw. Rollen vertreten: der unvoreingenommene Nutzer, welcher das UX-Konzept anhand von Aufgaben im Prototyp testet; der Facilitator, dessen Aufgabe darin besteht, die Session zu moderieren und zu observieren; sowie der Protokollant, der sich der Protokollierung der Beobachtungen widmet.
Es gibt unterschiedliche Auffassungen dazu, wie viele Nutzer insgesamt an einem Concept Testing teilnehmen sollten. Wir bei Finfox folgen der Empfehlung der Nielsen Norman Group. Dieser zufolge liegt die magische Zahl bei 4 bis 5 Nutzern, um 80% aller möglichen Schwachstellen im Prototyp auszumachen.
Die Gruppe der Nutzer sollte ausgewogen sein und den Durchschnittsnutzer auf Kundenseite repräsentieren.
3. Vorbereitung
Die Vorbereitung ist die kritischste Phase im Rahmen eines User Tests. Eine detaillierte Planung ist zeitaufwändig, für den erfolgreichen Ablauf eines Nutzertests jedoch unabdingbar. In der Vorbereitungsphase stehen folgende Aufgaben an:
- Testpersonen rekrutieren
- Zeitliche Verfügbarkeiten klären, Räumlichkeiten buchen und technische Ressourcen bereitstellen
- Entlang der Use Cases mögliche Aufgaben für die Nutzer definieren
- User Script anfertigen: Ein User Script, auch Prototyp-Drehbuch genannt, ist ein minutiöser Ablaufplan mit allen Fragen, die den Testpersonen im Verlauf des Concept Testing gestellt werden.
- Interaktiven Protoyp finalisieren: Anhand des Konzepts alle möglichen Use Cases mit User Flows und Jobs-to-be-done definieren und diese im Prototyp manifestieren.
4. Durchführung
Pro Session sollten 45 bis maximal 60 Minuten eingeplant werden, um einen hochkonzentrierten Ablauf zu gewährleisten. Nach der Begrüssung und einer kurzen Vorstellungsrunde geht es direkt in das Concept Testing.
Der Facilitator stellt dem Nutzer die Aufgaben vor, die dieser dann entlang des interaktiven Prototyps zu lösen versucht. Essenziell ist dabei, dass der Nutzer laut denkt, um seine Überlegungen und Motivation nachvollziehen zu können. Da es keine richtigen oder falschen Antworten gibt, ist die Think-Aloud-Technik beim Concept Testing unerlässlich. Wichtig ist ausserdem, eine angenehme und entspannte Atmosphäre zu schaffen. Diese führt dazu, dass die Nutzer ihre Ideen oder Bedenken offen und direkt äussern. Letztlich ist es genau das, was das Concept Testing enorm bereichert.
5. Nachbereitung
Im Nachgang der User Tests werden die Protokolle der einzelnen Sessions verglichen, konsolidiert und ausgewertet. Alle Ergebnisse werden geclustert und priorisiert. Dies hilft bei der Entscheidung darüber, welche Schwachstellen im UX-Konzept sofort optimiert werden können und welche einer vorherigen Rücksprache mit Stakeholdern bedürfen.
Fazit: Mehr Effizienz und Qualität durch konsequente Nutzerzentrierung
User Tests erlauben uns, bereits in der frühen Konzeptionsphase, die primär hypothesengetrieben ist, Missverständnisse und nicht erfüllte Kundenerwartungen zu identifizieren und in die Konzeption aufzunehmen. Das wirkt sich vorteilhaft auf die Effizienz und Kosten des Projekts aus. Die «Zehnerregel der Fehlerkosten» – eine Faustregel des Qualitätsmanagements – besagt nämlich, dass die Kosten zur Behebung eines Fehlers mit jeder Wertschöpfungsstufe um das Zehnfache steigen. Das heisst, je später im Entwicklungsprozess ein Fehler erkannt wird, desto teurer wird es, diesen zu korrigieren, insbesondere wenn er unentdeckt bis zum Kunden gelangt.
Durch das frühzeitige Einholen von Nutzerfeedback wird zudem die Produktqualität massgeblich gesteigert, weil wir durch die User Tests sicherstellen können, dass das an den Kunden ausgelieferte Softwareprodukt von Anfang an optimal auf die Bedürfnisse der Benutzer abgestimmt ist und den tatsächlichen Anforderungen unserer Kunden entspricht.
«Da Schwachstellen schon in der Konzeptionsphase durch reale Nutzer sichtbar gemacht werden, sind die Erkenntnisse aus den User Tests besonders wertvoll für uns. Die Einbindung in den Entwicklungsprozess schätzen auch unsere Kunden. Genau das verstehen wir unter nutzerzentrierten Softwarelösungen.»
Roman Holland
UX/Interaction Designer, Finfox